Faktencheck: Abitur nach 8 Jahren

23.01.18 –

Wer hat G8 in NRW tatsächlich zu verantworten?

Im Mitteilungsblatt der vorherigen Woche wurden wir von der FDP Windeck "informiert", dass "die vorschnelle Entscheidung der letzten Landesregierung (Rot/Grün) zu dem G8-System in Gymnasien Lehrpersonen und Schüler gleichermaßen überforderte". Die Folgen dieses so "schmerzlich eingesparten Schuljahrs": höhere Abbrecherquoten in den Universitäten. Tatsächlich ist der Artikel kaum der Beachtung wert. Wer ihn oberflächlich liest, hat aber mal schnell abgespeichert: Alles klar, SPD und GRÜNE haben es verbockt. Eine etwas gründlichere Recherche ergibt ein weit differenzierteres Bild. Aber daran wird den Autoren nicht gelegen sein; gerade die FDP käme nicht gut weg dabei. Nennen wir es beschönigend "alternative Fakten", die uns da als Informationen serviert wurden.

Der Faktencheck ergibt ein ganz anderes Bild:

2000 beantragte die NRW-FDP, das "Abitur in zwölf Jahren" einzuführen. Eine Forderung nach dem G8, die auch Christian Lindner damals unterstützte. Das verkürzte Abitur zunächst im Modellversuch zu testen, hielten die Antragsteller für "überflüssig". Grüne und SPD lehnten damals ab - noch.

"Für einen Neuanfang in der Bildungspolitik", plädierte der damalige CDU-Landesvorsitzende Jürgen Rüttgers. Der gleichnamige Antrag seiner Partei aus dem Jahr 2003 enthielt ein ganzes Maßnahmenbündel. Rüttgers Punkt Sieben: die Schulzeitverkürzung, von G9 auf G8. Im gleichen Jahr folgten noch weitere Anträge von CDU und FDP für G8.

Ein Jahr später, im Mai 2004, legte dann die damals in NRW regierende rot-grüne Regierung einen Gesetzentwurf für ein neues Schulgesetz vor, das sieben Einzelgesetze zusammen fassen sollte - unter anderem enthielt dieses Schulgesetz die Verkürzung der Schulzeit am Gymnasium auf zwölf Jahre: nun wollte auch Rot-Grün G8 einführen. CDU und FDP wetterten, dass sie viele Punkte aus dem rot-grünen Gesetzentwurf bereits jahrelang gefordert hätten. "Im Grunde genommen werden jetzt Selbstverständlichkeiten geregelt", ließ Bernhard Recker von der CDU damals verlauten.

Am 27. Januar 2005 wurde dann das NRW-Schulgesetz - und damit die Einführung von G8 - unter einer rot-grünen Landesregierung mit den Stimmen von SPD und Grünen gegen die Stimmen von CDU und FDP verabschiedet. Am 15. Februar 2005 wurde es verkündet und trat damit in Kraft.

Die erste Reform des Gesetzes kam schnell. Die Landtagswahlen im Mai 2005 gewann Schwarz-Gelb. Und anders als Rot-Grün wollten FDP und CDU für die Umstellung von G9 auf G8 ein ganzes Schuljahr nicht in der Oberstufe kürzen, sondern in der Sekundarstufe I. So kam es dann auch bei der Einführung von G8. Ein Schuljahr zwischen der fünften und zehnten Klasse fiel weg.

Im Jahr 2010 wurde die schwarz-gelbe Regierung wieder abgelöst. Jetzt regierten wieder SPD und Grüne. Sie hielten an G8 in der von CDU und FDP beschlossenen Form fest - auch gegen den sich immer breiter formierenden Widerstand.

Fazit

Die Verkürzung der Schulzeit wurde grundsätzlich von allen Regierungsparteien ab 2004 getragen. Unstimmigkeiten gab es nur darüber, in welcher Stufe eine Klasse gekürzt werden sollte. SPD und Grüne wollten in der Oberstufe eine Klasse heraus nehmen; CDU und FDP in der Sekundarstufe I.

Richtig ist: Die Einführung von G8 wurde von einer rot-grünen Landesregierung beschlossen und noch vor den Landtagswahlen 2005 verkündet. Diese Reform wurde dann modifiziert von einer schwarz-gelben Landesregierung ab 2005 umgesetzt und von einer erneuten rot-grünen Landesregierung ab 2010 weiter vorangetrieben. (Die vollständige Recherche unabhängiger Journalisten ist unter dem Namen correctiv im Internet zu finden.)

Was bei dieser ganzen G8 / G9 - Diskussion gerne ausgeblendet wird: Die Gesamtschule bietet seit über 40 Jahren das Abitur nach 9 Jahren ohne jegliche Schulzeitverkürzung an. Seit etlichen Jahren ist diese Schulform auch gegen den lange Zeit erbitterten Widerstand von FDP und CDU nahezu flächendeckend vorhanden. Wir sind froh, dass diese immer von SPD und GRÜNEN geforderte und geförderte Schulform in Windeck mit großem Erfolg und Zuspruch von Eltern und Kindern eingeführt wurde.

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