Erhalt von Natur und Biodiversität vor Profit der Agrarindustrie!

02.09.21 –

Einladung zur Vorführung des Films „Percy vs. Goliath“ mit anschließender Diskussion.

Der Ortsverein der Grünen Windeck stellt das Thema genverändertes Saatgut in den Mittelpunkt dieser Veranstaltung, zu der neben interessierten Bürger*innen auch Expert*innen für Gentechnik in der Landwirtschaft eingeladen sind. Die Veranstaltung findet am 16.09.2021 um 19.00 Uhr im Kunsthaus Wäldchen, Wäldchen 1, 57537 Forst statt.

Als Einstieg wird der Film „Percy vs. Goliath“ gezeigt, der den Kampf des kanadischen Farmers Percy Schmeiser gegen den Chemieriesen Monsanto in den Jahren 1998 bis 2005 erzählt.

Schmeiser hatte weltweit Beachtung erlangt, als Monsanto ihn 1998 beschuldigte, auf seinen Feldern gentechnisch veränderten Raps anzubauen, ohne entsprechende Lizenzgebühren entrichtet zu haben. Dieser argumentierte niemals Monsanto-Raps ausgesät zu haben; sondern es seien seine Felder durch Pollenflug von den Nachbarfeldern kontaminiert worden. Nach längerem Rechtsstreit entschied das oberste kanadische Gericht 2004, dass Monsantos Patent rechtmäßig ist und der Konzern damit der Eigentümer von Schmeisers Ernte sei. Das Gericht wies die Schadenersatzforderungen von Monsanto jedoch zurück, weil Schmeiser keine Vorteile aus den Gen-Pflanzen gezogen habe.

Im Jahr 2005 wurden erneut Monsanto-Rapspflanzen auf seinen Feldern gefunden, die er entfernen ließ und dem Konzern dafür die Rechnung sandte. Monsanto wollte jedoch nur unter der Bedingung zahlen, dass über den Fall Stillschweigen bewahrt würde und rechtliche Schritte für die Zukunft ausgeschlossen würden. Dies lehnte Schmeiser ab und zog stattdessen vor Gericht. Nur eine Stunde vor der Gerichtsverhandlung hatte Monsanto dann seine Forderungen akzeptiert und Verantwortung für die Kontamination eingeräumt.

Der Farmer sieht in der Entscheidung einen Präzedenzfall. Monsantos Eingeständnis, für die Kontamination benachbarter Felder verantwortlich zu sein, bedeutet für betroffene Bauern weltweit die Möglichkeit für Schadenersatzforderungen gegen Monsanto. Schmeiser appellierte öffentlich immer wieder eindringlich dafür, beim Widerstand gegen die Gentechnik in der Landwirtschaft nicht nachzulassen. In Deutschland und Europa sei es noch nicht zu spät um Verhältnisse zu verhindern, wie sie in den USA oder Kanada bestehen. In Nordamerika ist eine gentechnikfreie Produktion bei Raps und anderen Kulturpflanzen längst nicht mehr möglich und die Unmöglichkeit einer Koexistenz ist bewiesen, betonte Schmeiser.

Percy Schmeiser erhielt für seinen mutigen Kampf bei der Verteidigung der Biodiversität und der Rechte der Landwirte und dafür, dass er die Perversität aktueller Auslegung der Patent-Gesetzgebung in Bezug auf die Umwelt und die Moral aufzeigte und anprangerte u.a. im Jahr 2007 den Alternativen Nobelpreis.

Für Deutschland ergeben sich jedoch keine direkten Auswirkungen aus dem Konflikt mit Monsanto, da hierzulande für Verunreinigungen nicht die Hersteller des Saatguts, sondern die Landwirte, von deren Feldern er stammt haften.

In der Diskussion wollen wir u.a. folgende Fragen ansprechen:

  • Wie lässt sich der aktuelle Einfluss der Agrokonzerne auf die Landwirte bewerten?
  • Welche Forderungen nach gesetzlichen Regelungen für genunverändertes Saatgut sind aufzustellen und umzusetzen?
  • Welchen Einfluss haben genveränderte Saatmaterialien auf die eingespielten Ökosysteme und mit welchen negativen Wechselwirkungen ist zu rechnen?
  • Welche negativen Auswirkungen ergeben sich durch die Ausbringung von genverändertem Saatgut auf die Tierwelt , z. B. bei Bienen?
  • Welche Regelungen sind unter Berücksichtigung der Windverdriftung hinsichtlich von Abstandsregelungen zwischen genverändertem und herkömmlich bestellten Flächen einzuhalten und welche Konfliktregelungen greifen hier?
  • Welche verpflichtenden Aufklärungs- und Kennzeichnungspflichten sind im Interesse der Verbrauchersouveränität gesetzlich zu regeln?
  • usw.

Beteiligte Expert*innen:

Dorle Goth, Regionale Wert AG, sieberät ländliche Entwicklungsprozesse und Initiativen in ökologischem Landbau und regionaler Vermarktung und forscht zu regionalen Wertschöpfungsketten.

Bernward Geier, seit vier Jahrzehnten Netzwerker und Aktivist im Bereich der ökologischen Agrar- und Esskultur sowie Nachhaltigkeit. Der Publizist war nach dem Studium Mitpächter und Teilhaber eines biologischen Milchviehbetriebes, zugleich 18 Jahre lang Direktor der IFOAM (International Federation of Organic Agriculture Movements), dem weltweiten Dachverband der biologischen Landbaubewegungen.

Lisa Anschütz, Direktkandidatin der Grünen für den Wahlkreis 97
Kevin Lange, Direktkandidat der Grünen für den Wahlkreis Altenkirchen RLP

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

weitere Infos: Kinoabend

Verbindliche Anmeldung unter Email: Lisa.Anschütz@remove-this.t-online.de

 Beachten Sie bitten die 3-G-Regelung und die Einhaltung der Maskenpflicht!

Mit grünen Grüßen

Ortsverein Die Grünen

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